Durch die Zeit
D
ie Geschichte der "Freien Ritterschaft vom Blutband"

 

Als wir die Heimat verließen, waren wir kaum mehr als Kinder, doch der Ruf unseres Herrn hatte uns ereilt, wir waren gewillt für den Ruhm, die Ehre und die ewigliche Gnade in den Heiligen Krieg zu ziehen. Wir hatten wohl gehört vom Tode unseres Anführers, Ludwig IX., genannt der Heilige, dennoch wollten wir unseren Brüdern zur Seite stehen im Kampf gegen die Mamelucken. So zogen wir aus in freudiger Erwartung und von Kampfeslust getrieben, doch was wir fanden, war weder Ruhm noch Gold. Vielmehr es waren blinde Wut, Zerstörung, Krankheit und Tod, und am 18. Mai 1291 fiel Akkon, unsere letzte Festung. Syrien und Palästina waren ausgelöscht, die noch verbleibenden Städte kampflos geräumt.

Die, welche mit dem Leben davongekommen waren, machten sich auf zurück in die Heimat. Viele starben, vom Wundfieber geschwächt und dahingerafft von Seuchen, nur wenigen war es vergönnt, den Bodensee mit eigenen Augen zu erblicken.

Doch was wir dort sahen, war nicht die lang ersehnte Heimat. Unsere Häuser waren zerstört, geplündert, gebrandschatzt, und unsere Liebsten waren gemordet oder vertrieben. Es war niederschmetternd.

Fortan konnten wir uns nur noch auf das Schwert und unsere Brüder verlassen, schon bald zogen wir wieder in den Kampf, nicht für Gott und Ehre, nein, für Brot, Wein und Sold.

Doch im Dienste unserer Herren fanden wir keine Erfüllung, und getrieben vom Hass kamen wir alle wieder zusammen.

In einer kalten Nacht im Oktober des Jahres 1300 schworen wir, niemandes Untertan mehr zu sein als uns selbst. Wir schworen auf das Band des Blutes, zum Zeichen unserer eigenen Gerichtsbarkeit. Alsbald war unser Name in aller Munde, wir waren gefürchtet, wir waren bewundert.

Es raunte und wisperte aus jedem Geäst, jedem Winkel: „Blutband… sie sind hier!"







Zeitlich und Inhaltlich : Blutband - Freie Ritterschaft vom See

literarische Ausgestaltung : Nina Prokesch, Meersburg